apetito: „Eine Scope 3-Erhebung ist eine Gemeinschaftsaufgabe“

Apetito:
„Eine Scope 3-Erhebung ist eine Gemeinschaftsaufgabe."

Scope 3-Emissionen sind komplex. Sie zu erheben kann für Unternehmen herausfordernd sein, dennoch sind sie entscheidend, um eine ganzheitliche unternehmerische Klimaschutzstrategie zu entwickeln. Auch die apetito AG hat sich in diesem Jahr auf den Weg gemacht, ihre Scope 3-Emissionen zu ermitteln und dabei einige Stellschrauben entdeckt. Auf Basis der Daten können nun konkrete und erreichbare Klimaschutzziele gesetzt werden. Im Interview spricht Thomas Reich, Geschäftsleiter Marketing, Business Development & Nachhaltigkeit bei apetito, über Chancen und Herausforderungen beim Erheben von Scope 3-Emissionen.

Thomas Reich
Geschäftsleiter Marketing, Business Development & Nachhaltigkeit, apetito AG

Sie haben in diesem Jahr erstmalig Ihre Scope-3-Emmissionen ermittelt. Was hat Sie dazu veranlasst?

Unser Ziel ist es, eine Klimaschutzstrategie zu entwickeln, die dort wirkt, wo wesentliche CO2-Emissionen durch unsere Geschäftstätigkeit auftreten. Das sind zu besonders hohen Anteilen keine direkt durch apetito emittierten Emissionen. Dazu ist die Erhebung der Scope 3-Emissionen elementar. Seit vielen Jahren monitoren wir bereits unsere direkt ausgelösten Ressourcenverbräuche. Doch genauso wichtig ist es, auch die indirekt durch die Geschäftstätigkeit ausgelösten Emissionen zu ermitteln. Nur wenn sich Unternehmen auch mit Fragen beschäftigen, woher ihre Rohwaren bezogen werden, wie die eigenen Mitarbeiter*innen zum Arbeitsplatz kommen oder wie klimafreundlich das verwendete Verpackungsmaterial gestaltet ist, kann ein ganzheitliches Bild der unternehmerischen Klimaschutzaktivitäten gezeichnet werden.

 

Welche Überraschungen gab es bei der Auswertung?

Die Ergebnisse zeigen uns beides: Erwartbares, aber auch Überraschendes. Dass der Rohwarenbezug in der Ernährungsbranche eine gemeinhin hohe Bedeutung unter den Emissionskategorien besitzt, kommt für uns wenig überraschend. Nahezu 83% der durch unsere Geschäftstätigkeit ausgelösten Gesamtemissionen entstehen indirekt in der Lieferkette. Und auch die Emissionstreiber rotes Fleisch, Milchprodukte und Reis sind wenig überraschend. Erstaunter waren wir z.B. über die Tatsache, dass mehr als zehn Prozent unserer Scope III-Emissionen auf die nachgelagerte Logistik, also den Transport unserer Speisen zu unseren Kund*innen, entfallen. Das zeigt einmal mehr, dass es auch für uns noch Stellschrauben gibt, an denen wir drehen können, um unsere Emissionen weiter zu senken.

 

In welchen Bereichen war die Erhebung am aufwändigsten?

Grundsätzlich kann man festhalten, dass eine Scope III-Erhebung immer einen recht hohen Aufwand in der jeweiligen Fachabteilung generiert. Welche Strecke habe ich wann mit der Bahn, dem Flugzeug oder dem Leihauto zurückgelegt? Wo kommt das Obst im Ursprung her, das beim Großhandel bezogen wird? Und wie viel Wasser habe ich im gemieteten Außenlager verbraucht? Die Sammlung von nachhaltigkeitsbezogenen Primärdaten ist für viele Abteilungen Neuland. Entsprechend lange dauert die Datenaufnahme und nahm bei uns rund ein halbes Jahr in Anspruch. Besonders aufwändig war die Erhebung für den Einkauf und die dezentrale Logistik. Für Folgeerhebungen rechnen wir mit einer schnelleren Datenaufnahme.

„Unser Ziel ist es, eine Klimaschutzstrategie zu entwickeln, die dort wirkt, wo wesentliche CO2-Emissionen durch unsere Geschäftstätigkeit auftreten.“

Mit welcher Detailschärfe wurden die einzelnen Kategorien ausgewertet?

Zunächst einmal schauen wir auf die nach Green House Gas Protocol (GHG) relevanten Scope III-Emissionskategorien. Wir hatten das Ziel, möglichst präzise Primärdaten zu ermitteln. Für manche Emissionskategorien lässt es sich nicht vermeiden, auf Annahmen und Interpolationen zu verzichten. In den nächsten Jahren ist es denkbar, dass wir unsere Scope III-Emissionen dann auch vollständig ermitteln. Das gilt besonders dann, wenn wir die Datensammlung der Scope III-Emissionen bei uns im Unternehmen etabliert haben. Wir vertrauen aber auch auf die Erfahrung unseres Dienstleisters, der fjol GmbH, im Umgang mit unseren Scope III-Daten.

 

Für welche Emissionskategorien hat apetito keine Daten erhoben?

Auf Basis der Beratung durch unseren Dienstleister, die Datenverfügbarkeit und der Wesentlichkeit einzelner Emissionsquellen haben wir im Einklang mit dem GHG die Emissionskategorien Anlagegüter, energiebedingte Aktivitäten, vor- und nachgelagerte Leasinggüter, die Warennutzungsphase sowie Investitionen noch nicht in die Betrachtung der Scope III-Datenerhebung eingeschlossen. Wir gehen aber auch selbst davon aus, dass diese Emissionsquellen mit Ausnahme der Nutzungsphase, keinen besonderen Einfluss auf den gesamten Corporate Carbon Footprint (CCF) des Unternehmens haben werden.

 

Sie arbeiten mit vielen verschiedenen Rohwaren aus diversen Ländern. Wie erfassen Sie deren Klimabilanzen?

Wir erfassen über unser SAP systematisch Warenherkunft und Warenursprung bereits bei der Platzierung der Bestellung. Man muss verstehen, dass unsere Rohwaren eine verzweigte Lieferkette haben. Trotzdem haben wir in unserem Einkauf einen Zugriff auf den Warenursprung. Nur wenn wir diesen kennen, ist uns eine genaue Bestimmung der Scope III-Emissionen für alle Rohwaren möglich. Die Abfrage der Daten bei den Lieferanten hat bei erstmaliger Durchführung einige Wochen in Anspruch genommen. Neben der Anfrage von apetito sind es jedoch immer mehr Unternehmen, die lieferkettenbezogene Nachfragen stellen. Das liegt neben dem Klimaschutz auch an kundenseitig gesteigerten Anforderungen bei der Lieferkettentransparenz und der neuen Gesetzgebung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Unsere Nachfrage nach herkunftsbezogenen Daten bei unseren Lieferanten ist daher für viele Lieferanten nichts Besonderes mehr.

 

Wie war die Zusammenarbeit mit den Kollegen bezüglich der Pendler- und Geschäftsreisedaten?

Geschäftsreisedaten halten wir über unsere Finanzbuchhaltung sowie unseren Dienstleister bereit. Hier gilt es lediglich zwischen den Verkehrsträgern zu unterscheiden und die unterschiedlichen Datenquellen zusammenzutragen. Teilweise muss auch an dieser Stelle interpoliert werden, da zum Beispiel bei Inanspruchnahme eines Leihwagens keine Erfassung der gefahrenen Kilometer, sondern ausschließlich der verursachten Kosten erfolgt.

Komplizierter wird es bei der Erfassung der Pendeldaten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier liegen uns anonymisiert die Adressdaten und Anfahrtswege vor. Über unser Intranet haben wir eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten unserer knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchgeführt und konnten den Verkehrsmix der apetito Belegschaft hochrechnen. Immerhin haben mehr als 500 Mitarbeitende an unserer freiwilligen Umfrage teilgenommen, sodass wir einen guten Eindruck des Mobilitätsverhaltens unserer Belegschaft ermitteln konnten. Die Coronapandemie hat auch dem Arbeiten aus dem Homeoffice einen Vortrieb gegeben. Das haben wir ebenfalls berücksichtigt und in die Befragung mit einbezogen.

Was ergibt sich nach Berechnung? Was sind die nächsten Schritte?

Das ist der entscheidende Punkt, an dem wir nun stehen. apetito hat auch schon vor der jetzigen Errechnung der indirekt durch die Geschäftstätigkeit ausgelösten Scope III-Emissionen Klimaschutz betrieben und das Datenmanagement bei der Sammlung umwelt- und ressourcenbezogener Daten über die Jahre professionalisiert. Seit 1998 sind wir bereits durch das Environmental Management Audit Scheme (EMAS) zertifiziert, seit 2017 setzen wir in unseren eigenen Liegenschaften zu 100% Ökostrom ein und seit 2020 erreichen wir durch Kompensationsprojekte eine klimaneutrale Herstellung am Standort in Rheine. Jährlich investieren wir auch unter Effizienz- und Klimaschutzgründen in unsere Anlagentechnik. Wir treiben bereits viele Klimaschutzmaßnahmen voran. Uns fehlt aber bislang das klare Ziel, auf das wir in Bezug auf unsere Emissionen hinwirken. Deshalb gilt es nun, mittel- und langfristige Klimaschutzziele zu entwickeln, die im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen. Dabei ist es uns wichtig, dass diese robust, glaubwürdig und erreichbar sind. Wir möchten eben nicht nur in Kompensationsprojekte fernab unserer Geschäftstätigkeit investieren, um eine Abscheidung unserer CO2-Emissionen zu erreichen.

 

In welchen zeitlichen Abständen wollen sie künftig die Daten aktualisieren und eventuell nachschärfen?

Dazu haben wir noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Die meisten Unternehmen erfassen ihre Scope III-Emissionen alle zwei Jahre. Ein solcher Turnus ist auch für uns mindestens angestrebt. So können wir auch sicherstellen, dass die gesammelten Erfahrungen nicht verloren gehen und eine kontinuierliche Datenerhebung stattfindet. Wichtiger ist uns aber, nicht nur eine Sammlung von Daten, sondern viel mehr die Entwicklung einer Klimaschutzstrategie voranzutreiben.

 

Was empfehlen Sie anderen Unternehmen, die Ihre Scope-3-Berechnungen noch vor sich haben?

Bevor man sich zur Scope III-Datenaufnahme entschließt, sollte man über eine vollständige Datenerfassung der direkt ausgelösten Scope I-Emissionen verfügen. Ebenso wichtig ist ein Überblick über alle Scope II-Emissionen aus eingekaufter Energie, wie Strom, Wasserdampf oder Fernwärme. Erst wenn diese elementaren Kennzahlen vorliegen, macht es Sinn, mit der Scope III-Datenerhebung den nächsten Schritt der Aufnahme zu gehen. Für die apetito AG hat die seit 1998 bestehende EMAS-Zertifizierung eine sehr gute Datenbasis geschaffen. Das war sehr hilfreich und erlaubt ein ständiges Tracking unserer eigenen Ressourcenverbräuche.

Eine Scope III-Datenaufnahme kann nicht von einer Einzelperson bewältigt werden, sondern ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe. Vor Beginn sollten alle einzubindenden Fachabteilungen ihr Einverständnis für die aufzuwendenden Ressourcen bei der Datenaufnahme bestätigen und einen möglichst verbindlichen Zeitplan aufstellen.

 

Was wünschen Sie sich von der Politik im Hinblick auf die angestrebte Klimaneutralität?

Die Politik sollte anstreben, den Begriff der „Klimaneutralität“ genauer zu bestimmen. Damit Verbraucher*innen transparenter wahrnehmen können, welche Unternehmen sich wirklich glaubwürdig mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen. Integrer und ernstgemeinter Klimaschutz darf für Unternehmen auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene nicht zum Wettbewerbsnachteil werden. Es braucht standardisierte und gleichförmige Rahmenbedingungen für alle Unternehmen. Nichtsdestotrotz versucht apetito beim Klimaschutz allein aus einem Verantwortungsbewusstsein voranzugehen.

„Integrer und ernstgemeinter Klimaschutz darf für Unternehmen auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene nicht zum Wettbewerbsnachteil werden.“

Das Interview führte Nancy Langnickel von der BVE mit Thomas Reich, Geschäftsleiter Marketing, Business Development & Nachhaltigkeit bei apetito.


PepsiCo: Die Vision einer Welt, in der Kunststoff nie zu Abfall wird

PepsiCo:

Die Vision einer Welt, in der Kunststoff nie zu Abfall wird

In Zukunft geht es rund! Kreislaufwirtschaft ist das Stichwort. Sie ist die Basis, um Verpackungen und vor allem Kunststoff nachhaltig und klimaneutral nutzen zu können. Globale Unternehmen wie PepsiCo übernehmen hier Verantwortung an, indem sie ihren Plastikverbrauch minimieren, ihre Verpackungen recycelbar, kompostierbar oder biologisch abbaubar machen und innovative Kunststoffverpackungen entwickeln.

Adriana Cerami
Leiterin Unternehmenskommunikation Deutschland, Österreich, Schweiz bei PepsiCo

PepsiCo verfolgt die Vision einer Welt, in der Kunststoff nie zu Abfall wird. Sehen Sie sich als Vorreiter in diesem Bereich?

Als zweitgrößter Nahrungsmittelkonzern der Welt sind wir uns unserer besonderen Verantwortung bewusst. Wir sehen uns daher tatsächlich in einer Vorreiterrolle und sind sehr stolz auf das, was wir in den vergangenen Jahren bereits erreicht haben. Das jüngste Beispiel ist die Umstellung unseres CSD-Portfolios auf 100 Prozent recyceltes PET. Wir waren das erste Getränkeunternehmen in Deutschland, das diesen Schritt gemacht hat. Dass andere Unternehmen unserem Beispiel nun folgen, bestätigt uns in unserer Strategie. Wir nutzen also unsere Größe, um Veränderungen in der Branche aktiv voranzutreiben. Daher arbeiten wir seit März dieses Jahres mit dem WWF zusammen, der unseren Transformationsprozess sowohl fachlich als auch kommunikativ begleitet.

 

Sie verbessern ihre eigenen Verpackungen stetig und investieren viel Geld in globale Initiativen. Was treibt ihr Unternehmen an, so entschlossen zu handeln?

Unser Nahrungsmittelsystem steht unter erheblichem Druck. Der Klimawandel betrifft uns als Unternehmen daher unmittelbar. Der Klimawandel gefährdet die Ernten der Zutaten, die wir für unsere Produkte benötigen. Wollen wir in Zukunft noch erfolgreich am Markt sein, müssen wir uns heute nachhaltig aufstellen. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, nicht zu handeln. Mit unserer Agenda pep+ (PepsiCo Positive) verfolgen wir daher den Ansatz einer strategischen Transformation, mit der wir die Fragen der Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unseres unternehmerischen Handels rücken.

 

Bis 2025 sollen alle PepsiCo-Verpackungen recycelbar, kompostierbar oder biologisch abbaubar sein. Was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?

Die größten Herausforderungen ergeben sich durch die zugehörige Infrastruktur – das reicht von der Beschaffung des Recyclings bis hin zur späteren Verwertung der Verpackungen. Gibt es beispielsweise Rezyklat in ausreichend guter Qualität? Wie gut lassen sich unsere Verpackungen von anderen Abfällen trennen? Wie werden Abfälle konkret in einem Land verwertet? Wir sind dazu in engem Austausch mit den Entsorgern sowie Recycling-Unternehmen und unterstützen gemeinsam mit Partnern die CEFLEX-Initiative, die sich für eine recyclingfähige Gestaltung flexibler Verpackungen einsetzt.

„Wollen wir in Zukunft noch erfolgreich am Markt sein, müssen wir uns heute nachhaltig aufstellen. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, nicht zu handeln.“

PepsiCo hat in Deutschland seine Getränkeflaschen für alkoholfreie Getränke Ende 2021 bereits komplett auf reyceltes PET umgestellt. Warum gehen Sie diesen Schritt zuerst in Deutschland?

Deutschland ist vor allem aufgrund seiner Größe ein wichtiger Markt innerhalb der EU. Die erfolgreiche Umstellung auf recyceltes PET steht und fällt mit der Frage, ob ausreichend Rezyklat in der benötigten Qualität zur Verfügung steht. Je größer die Mengen sind, die wir den Rezyklat-Herstellern abnehmen können, desto attraktiver wird es, die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Die Nachfrage bestimmt also massiv das Angebot. Ganz generell ist Deutschland zudem – in Sachen Nachhaltigkeit – als besonders affiner und sensibler Markt bekannt. Wir legen schon heute viel Wert auf nachhaltige Produkte und Verpackungen und sind auch in Sachen Recycling durch unser Pfandsystem weit vorn im europäischen Vergleich. Deswegen ist Deutschland auch für PepsiCo in Sachen Nachhaltigkeit ein wichtiger Markt.

 

Wieviel Neuplastik und CO2 lassen sich durch diesen Schritt hierzulande pro Jahr einsparen?

Durch die Umstellung auf 100 Prozent recyceltes PET bei unserem CSD-Portfolio ist es uns möglich, 15.000 Tonnen Neuplastik im Jahr einzusparen. Das entspricht einem CO2-Äquivalent von 28.500 Tonnen, was einer Menge von etwa 12,42 Millionen Lego-Steinen oder dem jährlichen CO2-Ausstoß von 6.200 Autos entspricht.

 

PepsiCo investiert auch in alternative Verpackungen, die zum Beispiel biologisch abbaubar sind. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Wir haben uns dem Pulpex-Konsortium angeschlossen, das die Entwicklung von Flaschen aus Papier verfolgt. Wir arbeiten zudem nicht nur bei den Flaschen selbst an nachhaltigeren Alternativen. In einem Testprojekt mit dem Grünen Punkt haben wir in diesem Jahr erstmals die Gebindefolie für Pepsi Flaschen und Dosen zu zehn Prozent aus recyceltem Plastik aus dem Gelben Sack, zu 40 Prozent aus Recyclingkunststoff aus anderen Quellen und nur noch zur Hälfte aus neuem Kunststoff hergestellt. Verlaufen weitere Qualitätstests ebenso erfolgreich, ist das nächste Ziel, die reguläre Produktion umzustellen. Wir nutzen also Folie, die aus recycelter Folie gemacht wird.

Die Gebindefolie für Pepsi Flaschen und Dosen könnte bald zu 10 % aus recyceltem Plastik aus dem Gelben Sack, zu 40 % aus Recyclingkunststoff aus anderen Quellen und nur noch zur Hälfte aus neuem Kunststoff hergestellt werden.

Als Unternehmen setzen Sie sich dafür ein, dass mehr Recyclate verfügbar sind. Wie zufrieden sind sie mit dem bisher Erreichten und woran hapert es noch?

Die Umstellung auf 100 Prozent recyceltes PET ist uns in Deutschland 100 Tage früher gelungen als ursprünglich geplant. Damit sind wir sehr zufrieden. Klar ist: Ohne unsere Partner, die das notwendige Rezyklat bereitgestellt haben, wäre das nicht möglich gewesen. Die Herausforderungen sehen wir darin, dass einheitliche Recyclingsysteme in der EU fehlen und Recycling zu oft noch in der Herstellung von Rezyklaten mündet, die für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind. Daher wünschen wir uns eine Politik, die diese Punkte adressiert und durch einheitliche Regeln und Vorgaben, den Markt für Rezyklate weiter stärkt.

 

Sie unterstützen die Initiative HolyGrail 2.0. Dabei werden Verpackungen mit einem digitalen Wasserzeichen versehen und können so beim Recyceln passgenauer sortiert werden. Welches Potenzial hat diese Technologie?

Die Technologie hat ein enormes Potenzial, weil sie dazu beitragen kann, Kunststoffe sortenrein zu sortieren. Das hat bedeutende Konsequenzen für das gesamte Recycling in der Lebensmittelbranche und könnte sich als Game-Changer erweisen, gerade für beispielsweise die Verpackungen unserer Snacks.

 

Ein optimistischer Blick ins Jahr 2040: Wie sehen die Verpackungen und die dazugehörige Kreislaufwirtschaft aus?

Der optimistische Blick ist eine Kreislaufwirtschaft, die ohne den Einsatz von neuem Kunststoff auskommt. Neben einem effektiven Recycling gehört dazu jedoch auch immer die generelle Vermeidung von Verpackungen. Daher denken wir bei PepsiCo mit Tochterunternehmen wie Soda Stream zusätzlich „Beyond the Bottle“, mit denen wir Verpackungen gänzlich überflüssig machen.

„Wir wünschen uns eine Politik, die durch einheitliche Regeln und Vorgaben den Markt für Rezyklate weiter stärkt.“

Das Interview führte Nancy Langnickel von der BVE mit Adriana Cerami, Leiterin Unternehmenskommunikation Deutschland, Österreich, Schweiz bei PepsiCo.


Valensina: So kann der Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements gelingen.

Valensina:
So kann der Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements gelingen.

Um Nachhaltigkeit erfolgreich und systematisch im Unternehmen zu verankern, bedarf es eines gut aufgestellten Nachhaltigkeitsmanagements. Wie das gelingen kann, erklärt Rebecca Buch, Corporate Social Responsibility Managerin bei Valensina. Ihre Stabsstelle wurde 2019 geschaffen, um das Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens weiter voranzutreiben.

Rebecca Buch
Corporate Social Responsibility Managerin bei Valensina

Ihre Stabsstelle „Corporate Social Responsibility Managerin“ wurde Mitte 2019 neu geschaffen. Wie kam es dazu?

Wir haben erkannt, dass es nicht mehr ausreichend ist, sich nur „nebenbei“ mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Das Thema ist in den letzten Jahren immer mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der breiten Masse gelangt und von Unternehmen wird erwartet, sich mit ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu befassen und sich eindeutig zu positionieren. Auch vor der Schaffung der Stelle war Nachhaltigkeit bei Valensina schon ein Thema in diversen Projekten der Fachabteilungen, aber eben nicht zentral koordiniert und strategisch ausgerichtet.

 

Was waren Ihre ersten Schritte?

Zunächst ging es darum, den Status quo der bestehenden Nachhaltigkeitsaktivitäten aufzunehmen und die internen Workshops weiterzuführen, die wir schon im Jahr 2018 zu den Themen Kontextanalyse und Zukunftstrends gestartet haben. Wir hatten uns von Beginn an das Ziel gesetzt, einen Nachhaltigkeitsbericht nach GRI zu veröffentlichen und haben daher im nächsten Schritt gemäß GRI-Systematik mit einer Stakeholder Analyse weitergemacht, die uns Aufschluss über unsere Anspruchsgruppen sowie deren Wünsche gegeben hat. In diesem Zuge haben wir auch eine Stakeholder-Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse haben später als Basis für unsere erste Wesentlichkeitsanalyse gedient. Zudem haben wir weitere Projekte gestartet, wie z.B. die Berechnung unseres CO2-Fußabdrucks und die Zusammenarbeit mit EcoVadis, die ein Nachhaltigkeitsrating für Unternehmen anbieten.

 

Valensina hat 2021 den ersten Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Welche Botschaft soll er aussenden?

Mit unserem Bericht wollen wir transparent Rechenschaft über unsere Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft ablegen. Jede interessierte Partei soll sich einen Überblick über unsere wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen, die Herausforderungen, denen wir uns stellen und unsere Performance verschaffen können.

Klimaschutz in Produktion und Verwaltung
  • Emissionen senken
  • Energie- und Wassermanagement ausbauen
  • Abfall vermeiden und verwerten

Umweltgerechte Verpackungen entwickeln

Die Menschenrechte in unseren Lieferketten wahren und nachhaltige Anbaupraktiken sicherstellen

Transparent und kundenorientert kommunizieren

Ein Starker und attraktiver Arbeitgeber bleiben

Hier geht es zu unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht für den Zeitraum 2019/2020:
Nachhaltigkeitsbericht 2019-2020 (valensina-gmbh.de)

„Wir haben erkannt, dass es nicht mehr ausreichend ist, sich nur „nebenbei“ mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen.“

An welchen Leitlinien orientieren Sie sich?

Unser erster Nachhaltigkeitsbericht wurde in Übereinstimmung mit den GRI-Standards nach der Option „Kern“ erstellt. Die Global Reporting Initiative (GRI) ist ein Anbieter von Richtlinien für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten von Großunternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen und stellt das am häufigsten genutzte Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Verfügung. Losgelöst vom Nachhaltigkeitsbericht orientieren wir uns bei unserem Handeln natürlich an den gesetzlichen Regelungen, den Standards nach denen wir zertifiziert sind bzw. auditiert werden (u.a. Rainforest Alliance, SMETA, DIN ISO 50001) und an den Vorgaben unserer Kunden.

 

Was konnten Sie bisher aus den Seminaren des PlusPlus-Prinzips mitnehmen?

Wir haben bisher an den Seminaren des PlusPlus-Prinzips zu Effizienznetzwerken, Klimaschutzmanagement sowie Investition und Förderung teilgenommen und konnten dort unter anderem unser Wissen zum Klimaschutz weiter vertiefen und interessante Informationen über Fördermöglichkeiten der Bundesregierung für Energie- und Ressourceneffizienzmaßnahmen mitnehmen. Die Seminare sind für uns ein tolles Medium, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und sich auszutauschen.

 

Tauschen Sie sich mit anderen Unternehmen zu Energieeffizienz und Klimaschutz aus?

Wir sind seit 2019 Mitglied im Netzwerk Energieeffizienz und Klimaschutz Hanse, welches von Ökotec betreut wird. Bei den regelmäßigen Netzwerktreffen vertritt uns meistens unser Energiemanager der Valensina Gruppe, Thomas Mucha und gibt die gewonnenen Ideen und Impulse an unser rund zehnköpfiges Energiemanagement-Team weiter. In den Netzwerktreffen gibt es regelmäßig spannende Vorträge über aktuelle Themen wie zuletzt zum Beispiel gesetzliche Entwicklungen, E-Mobilität und Photovoltaik und hoffentlich bald auch wieder Präsenztreffen in den Werken der Mitglieder.

Was würden Sie Unternehmen mit auf den Weg geben, die ein internes Nachhaltigkeits-Management aufbauen wollen?

Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Unternehmensleitung voll hinter dem Nachhaltigkeits-Management steht und dem Ganzen dadurch intern sowie extern nochmal den angemessenen Stellenwert beimisst. Nicht weniger bedeutsam ist auch die Unterstützung der Kollegen*innen aus den Fachbereichen. Alleine kann man als Nachhaltigkeits- oder CSR Manager nicht viel ausrichten und sollte von Beginn an möglichst alle im Unternehmen abholen und für das Thema begeistern.

 

Worauf sind Sie besonders stolz?

Besonders stolz bin ich auf die tolle Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen in unseren drei Werken. Gemeinsam haben wir Projekte in den verschiedensten Bereichen angestoßen, die schon umgesetzt worden sind oder nun Schritt für Schritt in die Umsetzung gehen. Hervorheben möchte ich vor allem die Berechnung unseres CO2-Fußabdruckes, den wir für das Geschäftsjahr 2019 erstmals erhoben haben und nun jährlich aktualisieren. In diesem Jahr werden wir darüber hinaus prüfen, welches Reduktionsziel wir uns mittelfristig setzen wollen und beleuchten, mit welchen Mitteln wir dies erreichen können. Dabei spielt natürlich die Zusammenarbeit mit dem Energiemanagement-Team eine wichtige Rolle. Ein weiteres Highlight war ohne Frage die Veröffentlichung unseres ersten Nachhaltigkeitsberichtes im November 2021. Es ist ein super Gefühl, nach vielen Monaten der Detailarbeit ein so gelungenes Ergebnis in den Händen zu halten.

„Ein weiteres Highlight war ohne Frage die Veröffentlichung unseres ersten Nachhaltigkeitsberichtes im November 2021“

Das Interview führten die BVE und Ökotec mit Rebecca Buch, Corporate Social Responsibility Managerin bei Valensina.